Lundi, 03.08.2020

Das steinige Fundament des Bartgeier-Lebensraumes

Bartgeier sind untrennbar mit den Bergen verknüpft. Dieses steinige Fundament des Bartgeier-Lebensraumes, das auch einer Vielzahl anderer Lebewesen eine Heimat bietet, birgt in sich selber äusserst spannende Geschichten. So auch die Melchsee-Frutt. Hier besteht der Untergrund vor allem aus Kalksteinen, die sich vor ca. 180 und 140 Millionen Jahren auf dem Grund eines Urmeeres gebildet haben. Der Kalkstein ist auch für die Landschaft der Gegend verantwortlich. Um genauer zu sein: Es ist ein grosses Karstgebiet. Karst entsteht, wenn leicht saures Regenwasser auf kalkhaltige Gesteine fällt und diese auflöst. Es entstehen Rillen, Kanten und Löcher an der Oberfläche und weitläufig verzweigte Höhlensysteme in der Tiefe. Auch in der Melchsee-Frutt sind durch diese „Verkarstung“ zahlreiche Höhlen entstanden, zum Beispiel die grosse Schrattenhöhle aber auch das sagenumwobene Fikenloch in der Nähe der Auswilderungsnische. Bei tiefen Minustemperaturen und Windstille kann man aufgrund des speziellen Höhlenklimas eine hohe Dampfsäule aufsteigen sehen, weshalb Sagen und Märchen die Höhle als Sitz des Teufels oder eines Drachen bezeichnen, der dort eine Jungfrau mit einem Kasten Geld gefangen hält. Jedoch besteht nicht das gesamte Gebiet der Melchsee-Frutt aus Kalkstein: Im Gegensatz zu unserer Beobachtungsstation, befindet sich die Auswilderungsnische in einer Wechsellagerung von eisenhaltigem Sandstein, Brekzie und Schiefer.